Warum soll Altes besser sein als Neues? Neue Dinge sehen doch viel moderner und hochwertiger aus und sind – in vielen Fällen zumindest – technisch an den neuesten Standard angepasst. Außerdem ist das Gefühl, wenn man sich etwas Neues kauft beziehungsweise gerade gekauft hat, doch unschlagbar, denn irgendwie vermittelt es einem, dazu zu gehören zu den anderen, die das doch auch alle so machen.
Also eigentlich würde doch viel dafür sprechen, alten Schrott einfach zu entsorgen und sich mit den neuesten Top-Produkten auszustatten. Wäre da nicht die winzigkleine Tatsache, dass unsere Erde nur über begrenzte Ressourcen verfügt. Und gibt es nicht eigentlich genug Dinge auf der Welt? Kann es sein, dass nur die Verteilung der Dinge nicht stimmt? Kinderspielsachen, Kleidungsstücke, Möbel und vieles mehr verrottet auf Dachböden oder wird einfach weggeschmissen, während ständig neue Artikel nachproduziert und wieder teuer im Fachhandel verkauft werden. Das ist nicht nur schade, das ist ganz einfach nicht nachhaltig, weder für die Umwelt noch für die Geldbörse. Müll entsteht und die Produktion von Neuem verbraucht natürlich wieder viele Ressourcen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es oft gebrauchte Artikel sind, die mit ihrer hochwertigen Verarbeitung punkten können, auch und vor allem dann, wenn sie schon etwas älter sind. Gerade, dass sie schon älter, aber noch intakt sind, zeigt ihre Langlebigkeit, Haltbarkeit und ihren Wert. Das heißt jetzt nicht, dass ich eine bin, die alles aufhebt und auf ihrem alten Zeug sitzt wie eine Glucke. Nein, im Gegenteil – es ist mir sehr wichtig, mehrmals im Jahr einzelne Räume in der Wohnung zu überprüfen und zu schauen, ob es da nicht was gibt, was gar nicht mehr verwendet wird. Was nicht mehr gebraucht wird, wird verkauft, verschenkt oder, wenn es sich nicht vermeiden lässt, entsorgt.
Aber was ist mit Ansprüchen an aktuelle Trends? Gebrauchte Kleidung ist doch meist nicht mehr modern, ebenso wie ein altes Sofa nicht gerade cool aussieht.
Naja, ich denke, dass man Basics wie Jeans, Leggings, T-Shirts usw. durchaus gebraucht kaufen kann – da verändert sich die Mode zwar auch, aber meines Erachtens nicht SOOO schnell – man kann diese Basics ja dann, wenn man wirklich das Bedürfnis hat, aktuellen Trends zu „genügen“, mit modischen oder ganz einfach zeitlosen Accessoires oder einzelnen neuen Kleidungsstücken aufpeppen. Auch ein Sofa lässt sich mit ein paar neuen Pölstern, Decken oder Ähnlichem aktuellen Trends anpassen. Alles Mögliche kann man tun. Muss man aber nicht – meiner Meinung nach.
Es gibt sogar Produkte, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie sich zurzeit nicht gerade zum Guten verändern: Kinderwägen! Leider werden diese momentan sehr gerne so gebaut, dass Kleinkinder in ihrer Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt werden. Die Rückenlehnen bilden eine Einheit mit der Sitzfläche und können nicht seperat zurückgeklappt werden. So verharren große Babys und Kleinkinder immer in derselben Position. Und das Ganze soll dann meist von Orthopäden mit entwickelt worden sein? Ich denke, da wurde nur abgesegnet, dass die Position ansich dem Rücken nicht schadet, aber als Ergotherapeutin muss ich sagen: Es ist IMMER die nächste Position die Beste! Bewegungsfreiheit geht unbedingt vor, und schlafen sollte man auch nicht unbedingt in einer immer gleichen vorgegebenen Postion…
Also – alles halb so wild – Gebrauchtes ist um nichts schlechter, minderwertiger oder „uncooler“ als Neues. Im Gegenteil: Manchmal kann man sich durchaus überraschen lassen, wie „überzeugend“ manche alten Produkte noch ihre Dienste tun.